Am 27. Mai organisierten der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD) und die Tongji-Universität gemeinsam das Symposium „Neue strategische Ziele in den chinesisch-deutschen akademischen Beziehungen“ im Online- und Präsenzformat. Die Tongji-Universität stellte ihre Strategie „Zusammenarbeit mit Deutschland 2.0“ vor und tauschte sich mit Vertretern von 50 deutschen Partnerhochschulen darüber aus, wie man künftig eine für beide Seiten vorteilhafte Zusammenarbeit auf hohem Niveau erreichen kann. Das Symposium war eine wichtige Veranstaltung im Rahmen des 50-jährigen Jubiläums der diplomatischen Beziehungen zwischen China und Deutschland und der Feierlichkeiten anlässlich des 115-jährigen Bestehens der Tongji-Universität.
Zu den Teilnehmer gehörten Herr WU Ken, der Botschafter der VR China in Deutsch-land, Herr HUANG Wei, Gesandter-Botschaftsrat, Pit Heltmann, Generalkonsul der Bundesrepublik Deutschland in Shanghai, Dr. Kai Sicks, Generalsekretär des DAAD, Dr. Klaus Birk, Leiter der Projekteabteilung des DAAD, Prof. Dr. FANG Shouen, Parteisekretär der Tongji-Universität, Prof. Dr. CHEN Jie, Präsident der Tongji-Universität, Prof. Dr. LOU Yongqi, Vizepräsident der Tongji-Universität. Insgesamt nahmen mehr als 260 KollegInnen aus China und Deutschland an diesem Forum teil.
In seiner Rede betonte Botschafter WU Ken, dass die bilateralen Beziehungen in den letzten 50 Jahren immer wieder neue Höhepunkte erreicht hätten. Die Zusammenarbeit im Hochschulbereich sei ein wichtiger Bestandteil der engen Beziehungen zwischen China und Deutschland. Die Zusammenarbeit zwischen der Tongji-Universität und zahlreichen deutschen Hochschulen habe sich als Best Practice gezeigt, durch akademischen, gesellschaftlichen und kulturellen Austausch eine solide Brücke der chinesisch-deutschen Beziehung aufzubauen. Es werde erwartet, dass chinesische und deutsche Hochschulen in Zukunft mehr Verantwortung übernehmen, um weitere innovative Kooperationsmethoden zu entwickeln und gemeinsam mehr fachliche Netzwerke der starken Disziplinen aufzubauen. Das Ziel sei, sich gegenseitig zu ergänzen und eine für beide Seiten vorteilhafte Zusammenarbeit voranzutreiben, um so konstruktive Beiträge zur Lösung der globalen Probleme zu leisten.
Generalkonsul Pit Heltmann führte aus, dass die Tongji-Universität für China sowohl ein Fenster nach Deutschland sei als auch eine Brücke für Deutschland nach China. Er erinnerte an die fruchtbare Zusammenarbeit mit der Tongji-Universität in der langen gemeinsamen Geschichte und betonte, dass der akademische Austausch gerade in Krisenzeiten keine Einbahnstraße bleiben dürfe, weshalb es wichtig sei, dass deutsche Studierende bald wieder nach China einreisen dürften. Trotz der vielen Herausforder-ungen berge die Zusammenarbeit in Bildung und Forschung weiterhin ein für beide Seiten wichtiges Entwicklungspotenzial.
DAAD-Generalsekretär Kai Sicks hob hervor, dass die Tongji-Universität einer der wichtigsten Partner des DAAD sei. Die Verbundenheit habe die erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen chinesischen und deutschen Hochschulen in den Bereichen der Studentenausbildung und der wissenschaftlichen Forschung gewährleistet und zu Lösungen von gemeinsamem Forschungsfragen beigetragen. Auch während der Pandemie wurden die Aktivitäten der chinesisch-deutschen Hochschule und ihrer Institutionen fortgesetzt, was die Bedeutung des gegenseitigen Verständnisses und Vertrauens in der Zusammenarbeit zeige. Er hoffe, dass die beide Seiten künftig ihre Zusammenarbeit vertiefen und weitere Win-Win-Situation schaffen werden.
In seiner Rede bedankte sich der Tongji-Parteisekretär FANG Shouen bei der chinesischen Botschaft in Deutschland, dem deutschen Generalkonsulat in Shanghai, dem DAAD und den deutschen Partnerhochschulen für die langjährige Unterstützung und Förderung der Kooperation der Tongji-Universität mit Deutschland.
Herr Fang führte aus, dass der deutsche Arzt Dr. Erich Paulun 1907 mit der Unterstützung aus der Politik und Gesellschaft in China und Deutschland die „Deutsche Medizin- und Ingenieurschule Tongji“ gegründet habe, aus der die spätere Tongji-Universität geworden sei. Seit über hundert Jahren halte die Tongji diese Tradition der Zusammenarbeit mit Deutschland aufrecht und habe eine Reihe von Initiativen der deutsch-chinesischen Zusammenarbeit im Hochschulbereich geschaffen. In Zukunft werde die Tongji-Universität die traditionelle Stärke ihrer Zusammenarbeit mit Deutschland weiter nutzen, um die thematischen Inhalte zu vertiefen und das Ökosystem der deutschlandbezogenen Zusammenarbeit zu verbessern. Hierbei sollen die Studentenausbildung, die wissenschaftliche Forschung sowie der Personen- und Kulturaustausch integriert werden, um mehr „chinesisch-deutsche Lösungen“ zur gemeinsamen Bewältigung globaler Herausforderungen und zur Förderung des menschlichen Wohlergehens zu erarbeiten.
Tongji-Präsident CHEN Jie hielt eine Keynote-Rede mit dem Titel „Auf dem Weg zu einer internationalen Universität der Weltklasse: Ein Blick auf das Konzept der Internationalisierung und Kooperation der Tongji-Universität mit Deutschland in der neuen Ära“. Er sah die Internationalisierung ein unverzichtbares Element beim Aufbau zur Weltklasseuniversität. In diesem Prozess solle die Universität ein Traumort für die besten Studierenden aus aller Welt, eine Wiege für Innovation, ein Treffpunkt für globale Spitzentalente und ein Geburtsort für wissenschaftliche Spitzenforschung, bedeutende wissenschaftliche und technologische Entdeckungen und technologische Erfindungen werden. Das neue Konzept der Internationalisierung der Hochschulbildung erfordere einen Konsens, der von den gemeinsamen Interessen der Menschheit ausgeht und eine „Wettbewerbs- und Kooperationsbeziehung“ auf dieser Grundlage formt, um zur kooperativen und inklusiven Entwicklung der Welt und deren Hochschulbildung beizutragen. Im Anschluss präsentierte er den deutschen Hochschulen die Aussichten und Erfolge beim Aufbau einer internationalisierten Weltklasseuniversität und stellte die neue Tongji-Strategie „Zusammenarbeit mit Deutschland 2.0“ vor. Dem Prinzip „Kleiner Kern, große Reichweite, hohes Niveau“ folgend werde die Tongji-Universität alle deutschlandbezogenen Ressourcen zusammenstellen und ein neues Ökosystem für die Zusammenarbeit mit Deutschland aufbauen, das sich durch „Ein Dach, drei Säulen, zwei Harte und eine Weiche, Drei-in-Einem-Prinzip auszeichnet. Gemeinsam mit deutschen Partnern sollen neue Kooperationsmodelle ausprobiert und neue Ergebnisse erzielt werden, um ein weiteres Vorbildprojekt der chinesisch-deutschen Zusammenarbeit im Hochschulbereich zu entwickeln.
Der Strategie „Zusammenarbeit mit Deutschland 2.0“ der Tongji-Universität zufolge bezieht sich „ein Dach“ auf die Chinesisch-Deutsche Hochschule (CDH), die für die Integration aller Ressourcen der Zusammenarbeit mit Deutschland und die Koordination der Kooperation verantwortlich ist. Die „drei Säulen“ enthalten die gemeinsame chinesisch-deutsche Ausbildung von exzellenten Ingenieuren, die Ausbildung von Master- und Doktoranden, die geisteswissenschaftliche Forschung und die Think-Tank-Cluster. Zu den „zwei Harten“ gehören das Chinesisch-Deutsche Doktorandenkolleg (CDDK) und das Sino-German Joint Research Center (Tongji-Universität) in den Bereichen Naturwissenschaft und Ingenieurwissenschaft, während mit dem „einen Weichen“ das Institut für Europa- und Deutschlandstudien (in der Aufbauphase) in den Bereichen Geistes- und Sozialwissenschaften gemeint ist.
Die Tongji-Universität hat das erste Chinesisch-Deutsche Doktorandenkolleg in China eingerichtet, um einen innovativen Mechanismus für die bilaterale Zusammenarbeit bei der gemeinsamen Ausbildung von Doktoranden und der Förderung hochqualifizierter Talente mit globaler Wettbewerbsfähigkeit zu schaffen. Das vor kurzem vom chinesischen Bildungsministerium genehmigte Sino-German Joint Research Center (Tongji-Universität) ist eine internationale Kooperationsplattform für die interdisziplinäre Forschung. Das SGJRC wird sich auf die gemeinsamen Bedürfnisse der wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung Chinas und Deutschlands konzentrieren und den beiden Hauptthemen „Intelligente Technologie“ und „Grüne Entwicklung“ widmen. Es verbindet die internationale Forschungszusammenarbeit mit der Studentenausbildung und hat das Ziel, bedeutende wissenschaftliche Forschungsergebnisse zu erzielen und internationale Spitzenkräfte auszubilden. Das SGJRC wird ein System der „doppelten akademischen Leitung“ einführen, dass eine Reihe starker Disziplinen integriert und mehrere Forschungsteams unter der Leitung chinesischer und ausländischer Professoren bildet, um die die Zusammenarbeit in drei Stufen zu betreiben: Lehrstuhlinhaber - co-PI (co principal investigator/lead researcher) Postdocs und Doktoranden.
Auf der Konferenz unterzeichneten Tongji-Präsident CHEN Jie und DAAD-Generalsekretär Sicks jeweils im Namen der Tongji-Universität bzw. des DAAD die dritte „Kooperationsvereinbarung für die Chinesisch-Deutsche Hochschule zwischen der Tongji-Universität und dem DAAD“. Die Tongji-Universität und der DAAD gründeten 2012 gemeinsam die Chinesisch-Deutsche Hochschule, die das Chinesisch-Deutsche Hochschulkolleg (CDHK), die Chinesisch-Deutsche Hochschule für Angewandte Wissenschaften (CDHAW) und das Chinesisch-Deutsche Institut für Berufliche Bildung (CDIBB) unter einem Dach vereint, um die Zusammenarbeit zu verstärken. 2017 wurde diese Vereinbarung verlängert. Nach zehn Jahren Entwicklung hat die Tongji-Universität in einer Reihe von Einrichtungen und Projekten in Zusammenarbeit mit Deutschland unter dem „einen Dach“ der Chinesisch-Deutschen Hochschule hervorragende Ergebnisse erzielt. Die Chinesisch-Deutsche Hochschule und die in ihrem Rahmen stattfindenden Kooperation gelten als Leuchtturmprojekt der chinesisch-deutschen Zusammenarbeit in Wissenschaft und Bildung und wurden in wichtige Dokumente beider Länder aufgenommen, wie z.B. „Aktionsrahmen für die deutsch-chinesische Zusammenarbeit: Innovation gemeinsam gestalten“ und die „China-Strategie 2015-2020“.
Vizepräsident LOU Yongqi stellte in seiner anschließenden Präsentation die konkreten Ideen der Zusammenarbeit von Wissenschaft und Bildung zwischen dem Sino-German Joint Research Center (Tongji-Universität) und dem Chinesisch-Deutschen Doktorandenkolleg bei der Ausbildung hochqualifizierter Talente vor und rief die deutschen Hochschulen zur Kooperation auf.
In den fünf parallel stattfindenden Online-Workshops diskutierten die Teilnehmer vertiefend über die künftigen Kooperationsthemen und -projekte: die „Kombination der internationalen Forschungskooperation und der internationalen Talentenausbildung auf hohem Niveau“, das „Chinesisch-Deutsche Zentrum für Umweltwissenschaft“, das „Chinesisch-Deutsches Zentrum für nachhaltige Stadtentwicklung“, die „Chinesisch-Deutsche Zusammenarbeit bei der Förderung von Talenten“ und den „Chinesisch-Deutschen Personen- und Kulturaustausch sowie die Think-Tank-Forschung“. Die Vertreter beider Seiten lernten sich kennen, erörterten die konkrete Umsetzung verschiedener Pläne im neuen Kooperationsrahmen der Tongji-Universität mit Deutschland und kamen zu ersten positiven Ergebnissen.