Am Donnerstagabend, den 24. Oktober, organisierten der Chinesisch-Deutsche Campus (CDC) und die Deutsche Fakultät der Tongji-Universität eine Podiumsdiskussion zum Thema „Generation Z in China und Deutschland“. Die Veranstaltung war offen für alle Interessierten.
Drei Vertreterinnen aus dem Bildungsbereich und ein deutscher Student waren als Panelisten eingeladen: Susanne Heß, Schulleiterin der Deutschen Schule Shanghai Hongqiao, WU Jingxian, Lehrerin an der Caoyang Mittelschule, MAO Beiyi von German Education Partners und Leon Steinert, Austauschstudent an der Tongji-Universität. Die Diskussion wurde von Frau a.o. Prof. Dr. QIAN Lingyan von der Deutschen Fakultät der Tongji-Universität moderiert.
Die Diskussion konzentrierte sich auf junge Chinesen und Deutsche, die nach 1995 geboren sind. Was zeichnet sie aus? Welche Themen beschäftigen sie? Sind sie wirklich arbeitsscheu und übermäßig fordernd? Worin unterscheiden sie sich von der Generation Y? Und welchen Einfluss haben die unterschiedlichen Kulturkreise auf die Ausprägung ihrer Generation Z? Lassen sich trotz divergierender kultureller Sozialisationen Gemeinsamkeiten feststellen?
Zu Beginn der Veranstaltung diskutierten die vier Gäste die Merkmale der Generation Z. Sowohl in China als auch in Deutschland ist die Generation Z in der Zeit der Digitalisierung aufgewachsen. Die Digitalisierung hat nicht nur ihren Lernstil geprägt, sondern auch ihren Lebensstil verändert. In einer digitalisierten Welt entwickeln die jungen Menschen schon früh eigene Werte und können online leicht Gruppen mit ähnlichen Werten finden. Viele Schülerinnen und Schüler informieren sich über soziale Medien. Manche sind bereits während ihrer Schulzeit „Influencer“ geworden.
Für junge Chinesen und Deutsche nimmt die Bedeutung der Arbeit für das Leben deutlich ab. In Deutschland betrachtete die ältere Generation der 60er und 70er Jahre Arbeit eher als einen wichtigen Teil des Lebens. Sie wollten durch ihre Arbeit die Welt verbessern. Im Gegensatz dazu würde die Generation Z eher anders arbeiten. Sie wünschen weniger Arbeitsstunden und mehr private Zeit. Manche plädieren für eine „4-Tage-Woche“. In China haben die jungen Menschen ähnliche Einstellungen zur Arbeit. Bei der Berufsplanung legen immer mehr Chinesen viel Wert auf Work-Life-Balance. Für manche ist es wichtig, ob man den Beruf mit seinen persönlichen Interessen verbinden kann. In der Arbeitswelt streben immer mehr junge Menschen nicht mehr nach hohen Gehältern. Stattdessen bevorzugen sie flexible Arbeitszeiten und Selbstentfaltung.
In einer Zeit des raschen Wandels stehen die jungen Menschen in beiden Ländern vor Herausforderungen. In Deutschland machen sich junge Menschen Sorgen über den Klimawandel, die Energiekrise, die Inflation. In China leiden viele Schüler unter der Belastung, gute berufliche Möglichkeiten zu bekommen. Es ist für sie oft schwierig, ein Gleichgewicht zwischen Lernen und Leben zu finden. Dennoch sind die 95er im realen Leben nicht arbeitsscheu.
Ein deutlicher Unterschied liegt darin, dass die Eltern in beiden Ländern mit ihren Kindern anders umgehen. In China zeigen sich viele Eltern als „Helikopter-Eltern“ oder „Tiger-Eltern“. Bei der Studien- und Berufsplanung ihrer Kinder greifen sie viel ein. Jedoch sind manche Eltern auch sehr offen. Gespräche mit den Lehrern bewegen sie oft auch dazu, ihren Erziehungsstil zu ändern und den Kindern mehr Freiraum zu geben. Dagegen spielen deutsche Eltern zwar auch eine wichtige Rolle bei der Erziehung ihrer Kinder, aber sie ermutigen ihre Kinder, ihre eigenen Entscheidungen zu treffen, und ihr Leben selbständig zu gestalten.
In der Fragerunde stellte das zahlreich erschienene Publikum viele Fragen zu den Familienstrukturen, Liebesbeziehungen während der Schulzeit, Jugendsprache und zur Wahrnehmung der jeweils anderen Seite. Das Gespräch auf dem Podium und mit den Zuhörern war lebhaft und gab Einblick in das Leben der Generation Z in der fremden Kultur.
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